Edward Fischer
Operationalisierung des Projektcontrollings
fischer
Der Verlauf von Projekten ist schwer vorherzusagen – besonders bei der Entwicklung von
Systemen der Informationstechnologie. Bisherige Erfahrungen können wegen verschiedenster
Einflussfaktoren nur bedingt auf neue Situationen übertragen werden. Doch je detaillierter das
geplante Soll und das aktuell erreichte Ist durch ein Projektcontrolling verfolgt wird, desto
eher ist es möglich, Probleme zu erkennen und darauf steuernd zu reagieren.
Für einen hohen Detailgrad des Projektcontrollings ist eine Werkzeugunterstützung
erforderlich. Dafür ist der informal definierte Begriff des Projektcontrollings mit formalen,
automatisiert ausführbaren Operationen zu unterlegen. Eine solche Operationalisierung kann
sich dabei nicht auf die Generierung eines Solls – z.B. anhand eines Vorgehensmodells –
beschränken, sondern muss im Kontext manueller Tätigkeiten betrachtet werden: Das Soll
wird um Planungsdaten wie Termine und Ressourcen angereichert. Auch wird diesem – im
Sinne der Fortschrittskontrolle – das bisher Erreichte zugeordnet. Diese Zuordnungen dienen
wiederum als Eingabe zur Ableitung des jeweils nächsten Solls, sofern die Inhalte des bisher
Erreichten für die weitere Planung ausgewertet werden sollen.
Diese Arbeit stellt eine Lösung zur Operationalisierung des Projektcontrollings vor, die die
automatisierte Berechnung des Solls mit den manuellen Tätigkeiten der
Planungsausgestaltung und Fortschrittskontrolle ohne Informationsverlust integriert. Eine
solche Berechnung wird auch als eine inkrementelle Transformation bezeichnet. Grundlage ist
ein formales Modell für Projekte die anhand eines Vorgehensmodells abgewickelt werden.
Die Vorgaben des Vorgehensmodells werden durch eine inkrementelle Transformation auf
ein Projekt angewendet, wodurch das Soll nur aktualisiert wird, anstelle es stets von Grund
auf neu zu erstellen. Da das Vorgehensmodell Teil des Projektes ist, können die Vorgaben auf
sich selbst bzw. auf andere Vorgaben beziehen, so dass auch die Anpassung eines
Vorgehensmodells für die Steuerung in Teilen automatisiert werden kann. Eine
Automatisierung der Fortschrittskontrolle ist dagegen im Allgemeinen nicht entscheidbar.
Denn in der Durchführung können Fehler entstehen, deren Auflösung die Auswertung nicht
formal greifbarer Hergänge erfordern kann. Daher erfolgt hier nur eine Teilautomatisierung
durch Berechnung von Vorschlägen zur Zuordnung der Elemente des Ists zu denen des Solls.
Um Vorgaben eines Vorgehensmodells als inkrementelle Transformation anwenden zu
können, müssen diese formal und in Form von Graphersetzungsregeln vorliegen. Dies ist bei
heutigen Vorgehensmodellen einerseits nicht der Fall, und andererseits nicht zu erwarten, da
deren Autoren sich eher auf einer fachlichen als auf einer technischen Ebene bewegen. Als
Brücke umfasst die Lösung dieser Arbeit eine Integrationsmethodik, anhand der die für
Vorgehensmodelle in der Praxis tatsächlich eingesetzten Sprachen mit der Automatisierung
der Soll-Berechnung integriert werden können. Grundlage dieser Methodik ist die
Betrachtung einer Sprache als eine Benutzungsschnittstelle, die wie in einem Projekt zu
entwickeln ist. Konkret werden dazu UML-Aktivitätsdiagramme eingesetzt, um die
möglichen Vorgaben durch strukturierte Texte zu beschreiben.
Eine abschließende Betrachtung zeigt, dass die Lösung leicht in die existierende
Werkzeuglandschaft – mit der bisher die manuelle Planung, Fortschrittskontrolle und
Definition von Vorgehensmodellen erfolgt – eingegliedert werden kann.
Series
SSE Dissertations
Institution
Clausthal University of Technology
Seitenangaben
233
Jahr
2010
isbn
3868536809
Ort des Verlags
Dr. Hut Verlag
Ort
Munich